Weiterentwicklung der Kernenergie – weltweit

Die zweite nukleare Ära
Ausserhalb von Ländern wie der Schweiz oder Deutschland, die sich kurzund mittelfristig aus der Kernenergie verabschieden wollen, geht die Entwicklung der Nukleartechnik weiter. Gerade die Erfahrungen nach dem Reaktorunfall von Fukushima-Daiichi haben zum Beginn einer zweiten nuklearen Ära geführt, die insbesondere die Klimaschutzmassnahmen einzelner Länder
unterstützen kann.

Kolumne aus dem Nuklearforum PDF

 
„Weiterentwicklung der Kernenergie – weltweit“

Sehr verehrte Mitglieder der KETTENREAKTION und Besucher unserer Website

An seiner letzten Sitzung hat der Vorstand beschlossen, diesen neuen Titel auf unserer Website zu eröffnen. Wir werden darin in lockerer Folge eine Chronologie von Meilensteinen der weltweiten Kernenergie-Entwicklung sowie gute Artikel zu diesem Thema veröffentlichen. Sie sind herzlich eingeladen mitzuarbeiten, indem Sie uns auf wichtige Artikel und Ereignisse hinweisen oder eigene Beiträge (z.B. Leserbriefe) zur Veröffentlichung senden.

Wir beginnen mit einem Beitrag unseres Ehrenmitglieds Dr. Heinz Albers:

„Die neue Energiepolitik – eine Vorschau“.

Für Ihre freundliche Mitarbeit dankt Ihnen im Namen des Vorstands

Euer Präsident

Dr. Hans-Rudolf Lutz, Lostorf

 

Neustart in der Energie- und Umweltpolitik jetzt angehen!

In der letzten Kolumne hatten wir über die wirtschaftlichen Schäden und Möglichkeiten von Energiepolitik gesprochen. Nun hat die Corona-Krise der Wirtschaft eine Vollbremsung beschert, die historisch ohne Beispiel ist. Die Folgen werden so dramatisch sein, dass es einer grundlegenden Neuausrichtung von Energie- und Umweltpolitik im Sinne der Sozialen Marktwirtschaft bedarf, wenn die wirtschaftliche Erholung gelingen soll. Wir stellen zehn Forderungen an die Bundesregierung.

Um die dramatischen wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise abzumildern, wurden in einem Nachtragshaushalt eben über 150 Milliarden Euro an Neuverschuldung freigegeben. Ob die faktischen Ausgangssperren epidemiologisch sinnvoll waren oder nicht, werden künftige Analysen beurteilen müssen. Fakt ist, dass die Wirtschaft schwere Schäden erleidet, die über die Auswirkungen der Weltfinanzkrise von 2008 weit hinausgehen werden. Damit sich nach der Krise die Wirtschaft schnell erholen kann, müssen wir bereits jetzt vom Krisen- in den Wiederaufbaumodus umschalten.

Zentral wird sein, die Wirtschaft von unnötigen und sinnlosen Belastungen zu befreien. Nur dann kann ein Neustart der Wirtschaft nach dem Corona-Shutdown schnell gelingen. Dies ist umso wichtiger, als jetzt mit den geplanten, exorbitant teuren Notmaßnahmen die Bürger künftig durch höheren Schuldendienst belastet werden. Damit wir Bürger diese Lasten stemmen können, muss der Staat jetzt alles dafür tun, damit sich die Wirtschaft nach der Corona-Krise so schnell wie möglich erholen kann.

Was das Rezept dafür ist, lässt sich aus unserer Geschichte leicht ableiten: Die wirtschaftlich erfolgreichsten Phasen Deutschlands waren die Gründerzeit (1871 – 1914) und die Wirtschaftswunderzeit 1949 bis Ende der 1960er-Jahre. Sie waren geprägt durch ein großes Maß an wirtschaftlicher Freiheit und einen Staat, der sich nur um die notwendigen Dinge kümmerte: äußere und innere Sicherheit, Rechtsstaatlichkeit und Infrastruktur. Alles andere beließ er den Bürgern, und die dankten es durch hohe Innovations- und Gründerfreude.

Im Bereich der Energiepolitik bestünde jetzt Gelegenheit dafür, Mehrheiten zu organisieren, um die Wirtschaftspolitik wieder zukunftsfähig zu machen. Lange genug haben sich teure und ineffiziente Regelungen wie ein Mehltau auf die Wirtschaft gelegt. Diese werden wir uns künftig nicht mehr leisten können. Auch wegen zu hoher Energiekosten sind viele Pharmahersteller ins Ausland abgewandert, wodurch wir heute von Arzneimittelimporten abhängig sind. Dies fiel nicht vom Himmel, sondern wurde durch eine schon im Grundsatz falsche Energiepolitik, die im Kern auf eine Verteuerung von Energie setzt, verursacht. Das Gegenteil wäre richtig: Energie muss preisgünstig sein, zuverlässig und umweltfreundlich. Der staatlich bevorzugte Ausbau von Umgebungsenergien ist genau der falsche Weg.

Wetterabhängige Umgebungsenergien wie PV- und Windenergie tragen zur Versorgungssicherheit nichts (!) bei, führen nur sehr moderat zu CO-Emissionsminderungen bei und haben sich daher als ungeeignetes Mittel erwiesen, um jedwede Dekarbonisierungsziele zu erreichen. Deutschland reißt sämtliche davon, außer in Zeiten von dramatischen wirtschaftlichen Einbrüchen wie derzeit. Frankreich und Schweden mit hohem Nuklearanteil in der Energieversorgung machen es vor, wie die Ziele eingehalten werden können.

Auch Deutschland könnte wieder auf einen wirtschaftsfreundlichen Pfad in Energie- und Umweltpolitik zurückkehren.

Als Lobbyorganisation für die Soziale Marktwirtschaft erheben wir als Deutscher Arbeitgeberverband e.V. hierzu diese zehn Forderungen:

1. Alle Energiesteuern sind auf das europäische Mindestmaß abzusenken. Bei der Stromsteuer und den Kraftstoffsteuern ergeben sich hieraus große finanzielle Erleichterungen, die vor allem den schwachen sozialen Schichten zugute kommen würden.

2. Das EEG ist mit sofortiger Wirkung zu streichen. Sämtliche Umgebungsenergien, die heute noch mit dem EEG gefördert werden, können in den Markt zu entlassen werden – sie benötigen nach 30 Jahren der Förderung keinen „Welpenschutz“ mehr. Der Zubau von Umgebungsenergie grundsätzlich kann weiterhin erlaubt bleiben, aber ohne Einspeisevorrang und Festvergütung über lange Laufzeiten. §51 EEG ist für Altanlagen insofern abzuändern, dass bei negativen Börsenpreisen von mehr als fünfstündiger Dauer die Anlagenbesitzer nicht nur keine Vergütung bekommen, sondern eine Belastung in Höhe der negativen Strompreise. Dies würde eine Einspeisung von Geister- und Müllstrom effektiv verhindern und den Einspeisevorrang von Altanlagen auf Zeiten begrenzen, in denen Strom etwas wert ist. Die gestiegenen Netzentgelte müssen verursachergerecht auch auf die Betreiber von Wind- und Solarkraftwerken umgelegt werden.

3. Die Laufzeiten der sechs noch in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke ist um per Staatsvertrag garantierte zwanzig Jahre zu verlängern. Sie wurden zwischen 1984 und 1989 in Betrieb genommen und haben das Ende ihrer technischen Lebensdauer noch lange nicht erreicht. Mehrheiten in der Bevölkerung zeichnen sich hierfür bereits ab. Diese sechs Kernkraftwerke könnten weiterhin preisgünstige, sichere, zuverlässige und umweltfreundliche Energie liefern und preisdämpfend auf den Strommarkt wirken.

4. Die universitäre Energieforschung ist wieder technologieneutral auszurichten. Nicht nur Umgebungsenergien, sondern auch moderne, vielversprechende Entwicklungen im Bereich der Kerntechnik sind großzügig zu fördern. Weltweit und auch in Deutschland gibt es viele Unternehmen und Forschungseinrichtungen, die kerntechnische Konzepte entwickeln, welche inhärent sicher wären und den Atommüll vollständig verbrennen könnten. Als Ziel muss festgeschrieben werden, dass moderne Kerntechnik bereits in den 2030er-Jahren so weit entwickelt ist, dass sie entscheidende Beiträge zur Energieversorgung leisten kann.

5. Die Bundesregierung hat darauf hinzuwirken, dass die EU-Finanzierungsregeln im Rahmen von ‚Taxonomie‘ und ‚Green Deal‘ Regeln so abgeändert werden, dass auch Investitionen in Kerntechnik begünstigt bzw. zu ermöglicht werden. Es gibt hinreichend viele EU-Mitgliedsländer, die diesen Kurs unterstützen würden.

Auch im Bereich der Klima- und Umweltpolitik ist es dringend geboten, die Regelungsdichte deutlich zu verringern und Umweltpolitik konsequenter an quantitativen, erreichbaren Zielen auszurichten. Wir fordern deshalb:

6. Der europäische Emissionshandel ist das effektivste und kostengünstigste Mittel, um politische Ziele nach CO-Emissionsminderung umzusetzen. Alle anderen ordnungspolitischen Instrumente im Bereich der Klimapolitik sind abzuschaffen. Abzuschaffen sind beispielsweise die Energieeinsparverordnung, die Regulierung über den EU-Flottenverbrauch von PKW und LKW, und das Kohleausstiegsgesetz. Demgegenüber sind auch Wärme- und Verkehrssektoren in den europäischen Emissionshandel aufzunehmen. Deutschland muss zusätzlich seine angemaßte Vorreiterrolle bei CO-Einsparzielen aufgeben und sich realistische und erreichbare Ziele setzen.

7. Die mit technischen Mitteln nicht erreichbaren CO-Emissionsgrenzwerte der EU für Automobile sind sofort auszusetzen, bis die Wirtschaftskrise nachhaltig überwunden ist. Gerade die Automobilindustrie ist Innovationsträger und wird gebraucht beim Neustart der Wirtschaft nach der Krise. Sie darf nicht durch unerreichbare Zielvorgaben in den Ruin getrieben werden.

8. Die Emissionsminderungspolitik im Mobilitätssektor ist technologieneutral zu formulieren. Nicht nur batteriebetriebene Mobilität ist zu berücksichtigen, sondern gleichberechtigt auch solche mit synthetischen Kraftstoffen, innermotorischen Verbesserungen und jede andere Form, die Wissenschaft und Wirtschaft entwickeln und das Potential haben, Energieverbrauch im Mobilitätssektor preisgünstiger und umweltfreundlicher zu machen.

9. Die Emissionsgesetzgebung ist zu entbürokratisieren und auf den entscheidenden Regelungssatz der ersten TA Luft von 1964 (!) zu reduzieren: „Jede Großfeuerungsanlage muss einen Filter nach dem Stand der Technik haben.“ – Bereits diese Regel war ausreichend, um den Himmel über dem Ruhrgebiet wieder blau werden zu lassen, und sie eignet sich auch im Verkehrssektor.

10. Die bürokratische Kreislaufwirtschaftsverordnung der EU ist zu stoppen und grundlegend unter der Maßgabe von Entbürokratisierung zu überarbeiten. Das Ziel, Müll zu vermeiden und Rohstoffe effizienter zu nutzen, sollte mit den wirtschaftlich günstigsten Methoden statt mit ausufernder Bürokratie erreicht werden.

Generell ist jetzt geboten, den Bürger und die Wirtschaft von Staat und Bürokratie zu befreien. Absolut jede staatliche Regel sollte auf den Prüfstand, mit dem Ziel, für jede neue Regel fünf abzuschaffen – die USA machen es.

 

Die neue Energiepolitik – eine Vorausschau
  1. Es werden weiterhin Solarzellen installiert werden. die Subventionskosten tragen die Strombezüger.
  2. Es wird weiterhin – und zunehmend – während der Frühjahrs-, Herbst- und Sommermonate und bei günstigem Wetter Solarstrom zur Verfügung stehen.
  3. Es werden zusätzliche Windräder installiert werden, deren Beitrag wird klein sein.
  4. Es werden weiterhin zu wenig Speicher für überschüssigen Solar- oder Windstrom zur Verfügung stehen. Grosse Speicher sind nur die hydraulischen Speicherkraftwerke.
  5. Der Strombedarf der Schweiz wird – abweichend vom Energiegesetz – zunehmen, und zwar sowohl im privaten, als auch im wirtschaftlichen und im öffentlichen Bereich.
  6. Die Zunahme des Strombedarfs findet im wesentlichen in folgenden Sektoren statt:
  • lokaler öffentlicher elektrischer Verkehr und SBB-Verkehr
  • elektrischer Last- und Automobilverkehr der Wirtschaft
  • privater elektrischer Automobilverkehr
  • häuslicher Bedarf
  • zunehmender Bedarf für Wärmepumpen
  1. Der Strombedarf soll gedeckt werden
  • mit Wasserkraftwerken
  • mit inländischen Solarzellen
  • mit inländischem Windstrom
  • durch Import von ausländischem Solar- und Windstrom
  1. Die beiden grossen Kernkraftwerke Gösgen und Leibstadt sowie Beznau werden weiterhin – ausgenommen während der jährlichen Revisionszeiten und während grösserer Reparaturen oder Nachbesserungen – zur Verfügung stehen.
  2. Wenn diese Kernkraftwerke – nach ca. 60 Jahren Betrieb (Annahme) – definitiv ausser Betrieb gehen werden, wird eine beträchtliche Stromlücke entstehen, die durch den Import von Strom gedeckt werden muss, z.B. durch
  • Import von Atomstrom aus Frankreich
  • Import von Kohlestrom aus Deutschland, aus Polen, etc.
  • Wenn es z.gg.Zt. nicht gelingt, Strom zu importieren, wird es «black-outs» geben.
  1. Die Annahme des neuen Energiegesetzes, dass ein beutender Teil der entstehenden Stromlücke durch inländische deutliche Mehrproduktion und durch radikales Sparen gedeckt werden kann, ist unrealistisch. Das Energiegesetz will den Stromkonsum um 13% senken; das wird nicht gelingen.
  2. Der Strombedarf wird ansteigen
  • wegen der Tendenz zu zunehmender Digitalisierung
  • wegen der Tendenz zu zunehmender Automatisierung
  • wegen der Tendenz zu zunehmender Robotisierung
  1. Meine Lagebeurteilung heisst:

Die Annahme, man könne die zu erwartende Erhöhung des Strombedarfs durch vermehrte Eigenproduktion im Bereich der «erneuerbaren» Energien» und durch radikales Sparen im «quasi normalen» Bereich auffangen, ist nicht realistisch.

  1. Das neue Energiegesetz meint modern zu sein, dabei will es die Zukunft nicht so sehen, wie sie sein wird. Das Energiegesetz (EnG) kann die sichere Stromversorgung einer auch in Zukunft hochmodernen Schweiz nicht sicherstellen.
  2. Das neue Energiegesetz ist nur scheinbar «klimagerecht», denn wir werden mit diesem Gesetz mittelfristig auf den Import von Kohlestrom nicht verzichten können.
  3. a. Bundesrat Kaspar Villiger hat gesagt: „Eine Willensnation muss wollen.“ Das gilt auch für diesen Sektor, und solches Wollen wird nicht einfach sein.

Heinz Albers, 30.5.2017

 

Fortschrittliche Länder bereiten sich auf ihre nukleare Zukunft vor:

Die Internationale Atom Energie Agentur (IAEA) hat mit 11 Ländern Verträge abgeschlossen, in denen die Prioritäten für den Transfer von Nukleartechnologie und technische Kooperationen, zur Unterstützung der nationalen Entwicklungsziele, festgelegt werden. Es sind dies die Länder Benin, Central Afrikanische Republik, Cuba, Honduras, Iraq, Jordanien, Kenya, Philippinen, Saudi Arabien, Uruguay und Vanuatu.

Werbung für Nukleares Knowhow und Arbeitsplätze:

Das spanische Nuklearforum wirbt für Nukleartechnologie. Die spanischen Nuklearindustrie, die Vertretungen in über 40 Ländern hat, ist eine Quelle von Wohlstand, schafft Tausende von Arbeitsplätze, und hat das technische Knowhow für einen zuverlässigen Betrieb der Spanischen KKW nach den höchsten Sicherheitsstandards. Die 7 KKW Spaniens haben ausgezeichnete Performance Indikatoren und sind erfolgreich in der Produktion von Elektrizität.

NRC (Sicherheitsbehörde der USA) bewilligt neues KKW

NRC hat eine kombinierte Bewilligung für Bau und Betrieb eines neuen (dritten) Blockes im KKW North Anna im Bundesstaat Virginia ausgestellt.

Sind Ausserbetriebnahmen von KKW teuer?

Frankreich’s Regierung will offiziell ihren Anteil am Strommix von ca. 75% Kernenergie auf ca. 50% reduzieren.

Die Europäische Kommission hat die Übernahme von New NP (die Firma, die den Nuclear reactor business der Areva Gruppe weiter führt) durch EDF genehmigt. Bereits am 10. Januar 2017 hatte die Europäische Kommission eine Staatshilfe von Euro 4.5 Milliarden von Frankreich an Areva genehmigt.

Geht man richtig in der Annahme, dass diese Massnahmen nur dazu da sind, um es der EDF zu erleichtern, 25% ihres Parks ausser Betrieb zu nehmen?

NRC (Sicherheitsbehörde der USA) bewilligt neues KKW:

NRC hat entschieden, eine kombinierte Bewilligung für Bau und Betrieb an Dominion Virginia Power, für einen dritten Block im KKW North Anna (Bundesstaat Virginia, USA), zu vergeben.

NRC bewilligt Leistungserhöhung:

NRC hat ihr Einverständnis zu einer Leistungserhöhung des Siedewasserreaktors Columbia um 1.7% gegeben. Dieses KKW nahm 1984 dem kommerziellen Betrieb auf und hat neu eine Leistung von 1210 MW.

Mit dem Ja zum Energiegesetz am 21.5.2017 hat die Schweiz auch der Änderung des Kernenergiegesetzes zugestimmt: Art. 106 Abs. 1 bis heisst: “Rahmenbewilligungen für Änderungen bestehender Kraftwerke dürfen nicht erteilt werden.“

Hans Achermann, Mollis 5. Juni 2017

 

Das Märchen vom sauberen deutschen Strom

Die Empörung war gross, als Trump das Pariser CO2-Abkommen kündigte. Es waren dabei vor allem auch deutsche Politiker, die ihn deswegen verurteilten. Zu Recht? Nein, überhaupt nicht!

Am 7. Juli 1015 Uhr MEZ betrug die CO2 Belastung der Kilowattstunde im deutschen Strommix 437 Gramm, in den USA waren es zur gleichen Zeit (also 6 bis 9 Stunden frühere Lokalzeit) 408 Gramm

(Sie können dies Zahlen live im Internet unter www.electricitymap.org verfolgen). Die Begründung der hohen deutschen Werte ist einfach: In Deutschland sind mittlerweile die Hälfte der Kernkraftwerke stillgelegt und grösstenteils durch Kohlekraftwerke ersetzt worden. In den USA bleiben die rund 100 KKWs für mindestens weitere 20 Jahre in Betrieb.

Im Tagesverlauf ging es dann wie folgt weiter: 1615 Uhr: D 366 g, USA 442 g. 2215 Uhr: D 503 g, USA 451 g. In Deutschland ist der grosse Unterschied zwischen Nachmittag und abends auf den Wegfall der Fotovoltaikproduktion nach Sonnenuntergang zurückzuführen

Die starke CO2 Belastung des deutschen Stroms hat auch für die Schweiz Konsequenzen. Unsere EWs importieren praktisch täglich den stark subventionierten und daher billigen Strom von unserem nördlichen Nachbarn. Damit sinkt die CO2 Belastung selten unter 40 g und steigt häufig gar über 100 g. Mit dem rein schweizerischen Strommix von 55% Wasser, 40% Kernenergie und 5% Fotovoltaik, Wind und andere lägen wir bei unter 20 g.

Trump hat im übrigen soeben verkündigt, dass er auf Nuklearenergie nicht verzichten und die Entwicklung neuer nuklearen Technologien fördern will. Deutschland anderseits hält stur am überhasteten Ausstieg fest und verbreitet weiter das Märchen vom sauberen Strom.

Hans-Rudolf Lutz, alt Kantonsrat, Lostorf 7. Juli 2017

 

Fragen nach der Infrastrukturtagung 2017 an der EPFL, 27. Oktober 2017

Sehr geehrter Herr Direktor Revaz

Als Teilnehmer an der Infrastrukturtagung gestatte ich mir einen Kommentar und zwei Fragen, die ich leider nach der Panel-Diskussion nicht stellen konnte.

Kommentar
Laut Ihren Vortrag zur System Adeqacy-Studie ist die Strom-Versorgungssicherheit heute und auch in Zukunft als unkritisch einzustufen, solange die Schweiz im Europäischen Strommarkt integriert ist, die Energieeffizienz gesteigert und der Anteil der Erneuerbaren wächst. Ein signifikantes Versorgungssicherheitsproblem gebe es selbst bei Extremszenarien im untersuchten Zeitraum bis 2035 nicht. Ihre Kommunikationsleiterin hat diese Aussagen gleichentags in der Sendung 10vor10 gemacht. Ich bin über solche Statements sehr erstaunt, dies aus folgendem Grund: Es wird davon ausgegangen, dass die Schweiz auch in Zukunft Strom aus dem Ausland importieren kann. Dazu sind zwei Voraussetzungen notwendig:

  1. Ein Strommarktabkommen mit der EU;
  2. Die Nachbarländer, vor allem Deutschland und Frankreich, sind in der Lage, die Schweiz zu beliefern. Nur zum zweiten Punkt: Der Szenario Outlook und Adequacy Forecast der entsoe dürfte
    Ihnen bekannt sein. Danach sind ab ca. 2020 Deutschland und ab ca. 2025 auch Frankreich im Winter nicht mehr in der Lage, Strom zu exportieren.

Interessehalber habe ich im Januar 2017, als es kalt war (ca. minus 12 0C), auf der Homepage der Swissgrid abends um 20 Uhr den Stromfluss konsultiert. Resultat in gerundeten Zahlen:
– Import aus D: 3’800 MW, aus AU: 200 MW
– Export nach F 600 MW (!) und etwas Weniges nach Italien
– Netto 3’300 MW, was der installierten Leistung aller Schweizer KKW entspricht.
Diese Tatsachen passen mit den gestern durch das BFE vermittelten Informationen in keiner Weise zusammen. Ferner will man unsere KKW nach 50 Jahren Laufzeit ausser Betrieb
nehmen und durch erneuerbare Produktion ersetzen – die im Winter bei Minusgraden, bedecktem Himmel und kaum Wind keinen signifikanten Beitrag bringen kann. M. E. wird
das echte Problem verkannt. Ihre zitierte Studie kann mich deshalb nicht überzeugen. Deshalb gestatte ich mir, Ihnen zwei Fragen zu stellen:

  1. Woher soll ab 2020/2025 zur Winterzeit bei längeren Kälteperioden der Strom kommen, wenn unsere Wasserkraft nicht ausreicht?
  2. Unsere Energiestrategie 2050 sieht bis 2035 eine Senkung des Stromverbrauchs pro Kopf um – 13 % vor. Wie passt das zusammen mit dem zunehmenden Einsatz von Wärmepumpen für die Heizung, der kommenden E-Mobilität, dem Ausbau der ICT, der zunehmenden Digitalisierung?

Für Ihre geschätzte Antwort danke ich Ihnen und verbleibe
Mit freundlichen Grüssen
Willy Schlachter
Prof. Dr. Willy Schlachter
Hägelerstrasse 6
5400 Baden
056 441 93 17
willy.schlachter@hispeed.ch

 

Bringt NuScale den Durchbruch?

In verschiedenen Ländern wird an der Entwicklung von sog. SMR’s gearbeitet. SMR steht für „Small Modular Reactor“, auf deutsch „modulare Kleinreaktoren“. Die 2 in China im Bau befindlichen Hochtemperatur-Kugelhaufenreaktoren kann man dazu zählen. China scheint also im Rennen um diese Reaktortypen weit voraus zu sein.

Nun hat aber die Firma „NuScale“ in den USA soeben ein Plangenehmigungsverfahren bei der Nuklearbehörde NRC für einen SMR eingereicht, der auf der bewährten Leichtwassertechnologie aufbaut. Er kann in Grössen zwischen 50 bis 600 MegaWatt (elek-trisch) gebaut werden. Neben seinem Potential zur Serienproduktion besitzt er die Eigenschaften eines „run-away-Reaktors“. D.h. auch wenn keine Stromversorgung für die Notkühlung vorhanden ist, braucht es keine Eingriffe des Betriebspersonals, um ein Schmelzen des Brennstoffs (à la Fukushima-Daiichi) zu verhindern.

NuScale, die von Industrien und Staatsgeldern unterstützt wird, hat sich das ambitiöse Ziel gesetzt, bis 2025 eine erste Pilotanlage zu bauen und zu testen.

Es ist somit durchaus möglich, dass der Ersatz der Schweizer Kernkraftwerke mit NuScale-Reaktoren erfolgen kann. Ein Verbot der Kernenergie in der Schweiz erscheint vor dem Hintergrund dieser Perspektiven als dumm und sinnlos.

Hans-Rudolf Lutz, Lostorf 3. Februar 2017

 

Deutschland ist dunkelbraun

Nein, das ist nicht eine politische Aussage, sondern die Farbe Deutschlands auf der „electricitymap.org“-Website mit der angedeutet wird, wie gross die mittlere CO2-Belastung der produzierten Kilowattstunden (kWh) sind. Am 30. November 2017 um 0930 Uhr waren es 577 Gramm pro KWh. An der Gesamt-Elektrizitätsproduktion betrug der Beitrag von Wind und Solarenergie knappe 5%, dafür Erdgas 12 und Kohle 53%. Die noch verbleibenden 7 Kernkraftwerke steuerten 12% dazu.

Die Schweiz bezog zu diesem Zeitpunkt 33% ihres Stromes aus Deutschland. Damit stieg die mittlere CO2-Belastung auf 242g/kWh. Wenn in der Schweiz auch alle Kernkraftwerke abgestellt sind, dann werden wir zeitweise ebenfalls dunkelbraunen Strom produzieren und zusammen mit Deutschland die CO2-Ziele nicht erreichen.

Frankreich ist mit seinem 75prozentigen Kernenergieanteil bei der Stromproduktion immer im grünen Bereich, denn Kernenergie ist grüner Strom! Einige dissidente Greenpeace-Aktivisten haben dies mittlerweile erkannt. Sie werden aber von der Presse totgeschwiegen. Sie passen eben nicht in das verbreitete „ideologisch-grüne“ Leitbild.

Hans-Rudolf Lutz, a. Kantonsrat, Lostorf 30. November 2017

 

Deutschland verschenkt Ökostrom im Wert von 610 Millionen Euro

Die Stromnetze werden durch die Energiewende immer mehr belastet. Für Noteingriffe zahlten Verbraucher im vergangenen Jahr 1,4 Milliarden Euro. Das geht so weit, dass sogar die Ökostrom-Produktion teuer zurückgefahren werden musste.
 

Artikel von Daniel Wetzel in der Welt.de vom 19.6.2018