Leserbriefe 2018

Zum Scheitern des CO2-Gsetzes im Parlament

Einem Satz in der Kolumne von Dominic Wirz (OT vom 14.12.18) kann ich voll und ganz zustimmen. Es ist der zweitletzte: „Natürlich: Die Schweiz kann die Welt nicht retten, ihre CO2-Emmissionen sind nur ein minimer Teil des weltweiten Kuchens“. Exakt ausgedrückt sind es gerade einmal 1 Promille. Das bedeutet, selbst wenn die Schweiz den ganzen CO2-Ausstoss auf null reduzierte, würde sich am Weltklima absolut nichts ändern. Es ist der enorme weltweite Kohle-, Erdöl- und Gasverbrauch der noch für Jahrzehnte dafür sorgen wird, dass die bereits vorhandene, mehrere hundert Jahre in der Atmosphäre bleibende CO2-Konzentration, noch weiter ansteigen wird. Auch dazu eine Zahl: In Indien sind gegenwärtig neue Kohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 50‘000 Megawatt im Bau.

Einmal im Betrieb, werden sie Jahr für Jahr rund den doppelten Schweizer CO2-Jahresausstoss an die Atmosphäre abgeben. In China, USA und Australien ist die Situation nicht wesentlich besser. Deutschland, das seine Kernkraftwerke sukzessive durch Braunkohle- und Kohlekraftwerke ersetzt, ist ebenfalls klar auf Kollisionskurs mit dem Pariser Klima-Abkommen. Bevor nicht bei diesen Gross-CO2-Emittenten etwas zur Verminderung ihres Ausstosses geschieht, hat es wirklich keinen Sinn an unserem völlig vernachlässigbaren Beitrag etwas ändern zu wollen. Der Nationalrat hat richtig entschieden.

Hans Rudolf Lutz, alt Kantonsrat, Lostorf 14. Dezember 2018

Die Schweizerische Elektrizitätspolitik muss neu gedacht werden.

Edwin Somm hat in seinem Beitrag in der NZZ vom 25.9.2017 darauf hingewiesen, dass die Schweizerische Elektrizitätspolitik einer Überprüfung bedarf. Somm sagt, dass unsere Nachbarn, Deutschland und Frankreich, mittelfristig selbst in einen Strommangel geraten könnten, sodass sie der Schweiz in einer Notsituation nicht mit der Lieferung von Strom werden aushelfen können. Unsere Strompolitik könne nicht weiterhin damit rechnen, dass Deutschland oder Frankreich uns in einer Strommangellage helfen werden. Eine Importstrategie genüge nicht. Dem ist zuzustimmen.

Im Folgenden möchte ich auf einen weiteren wichtigen Punkt hinweisen.

Die Schweiz hat, beginnend in den 60er Jahren einen ansehnlichen Park von Kernkraftwerken erstellt, in Betrieb genommen und erfolgreich betrieben. Nach der vorgesehenen Ausserbetriebnahme des Kernkraftwerkes Mühleberg Ende 2019 werden die Werke Beznau 1 und 2, Gösgen und Leibstadt weiterhin in Betrieb sein.

Die im Mai 2017 vom Volk angenommene Energiestrategie 2050 sieht vor, die bestehenden Kernkraftwerke so lange in Betrieb zu halten, wie deren Sicherheit gewährleistet ist; das Gesetz sieht ausserdem vor, dass neue Kernkraftwerke nicht gebaut werden dürfen. Weiter hat die Schweiz das Pariser Klimaabkommen von 2015 unterzeichnet, sie hat sich verpflichtet, alle denkbaren Anstrengungen zu unternehmen, um die Abgabe von CO2 zu vermeiden oder zu vermindern. Die Energiestrategie 2050 sieht praktisch in allen Bereichen des Lebens und des Wirtschaftens einschneidende und einengende Massnahmen vor. Die Energiepolitik, die in der Schweizer Energiestrategie 2050 festgeschrieben worden ist, entspricht meines Erachtens nicht den zukünftigen Bedürfnissen unseres Landes. Die Annahme, dass die Schweiz bei einer deutlichen Verminderung des Elektrizitätsverbrauches mit gleicher Wirtschaftsleistung und gleichem gesellschaftlichen Wohlstand leben kann, ist eine Illusion. Das moderne Leben ist sichtbar in hohem Mass abhängig von Elektrizität, und dies zunehmend: Die Telekommunikation, die Haustechnik, der private und öffentliche Verkehr, der umweltverträglich ausgebaut wird (Elektrobusse, Abkehr von Benzin- und Dieselmotoren, Elektro-Velos), sind wichtige Bereiche, die alle Elektrizität benötigen. Fast jede Aktion, die fossile Energie einsparen will, benötigt elektrische Energie. Fazit: Die Schweiz braucht zukünftig mehr Strom und nicht weniger.

Als Quelle für die Quantifizierung und Veranschaulichung der Situation dient die vom Bundesamt für Energie erstellte Gesamtenergiestatistik 2017. Dort finden sich genaue Angaben zum Stromverbrauch der Schweiz in den letzten Jahren, auch zur Art der Stromerzeugung. Die Zahlen der Gesamtenergiestatistik 2017 lassen sich für die letzten drei Jahre wie folgt zusammenfassen:

Die Tabelle zeigt, dass in allen drei Jahren die Wasserkraft etwa 63 % der verbrauchten elektrischen Energie geleistet hat, dass die Kernkraftwerke in allen drei Jahren etwa 34 % der verbrauchten elektrischen Energie produziert haben, dass konventionelle thermische Kraftwerke etwa 5 % beigetragen haben, und dass die Photovoltaischen Anlagen nur bescheidene 2 – 3 % geliefert haben. Windanlagen etc. leisten noch weniger.

Es ergeben sich folgende Schlussfolgerungen:

  1. Die Aufteilung der Stromerzeugung liegt noch immer bei ca. 63 % Wasserkraft und ca. 34% Kernenergie. Trotz aller Förderung der photovoltaischen Stromerzeugung sind wir heute immer noch bei nur knapp 2 Prozent. Die Leistung aller anderen erneuerbaren Energiequellen ist vernachlässigbar klein, sie leisten nichts Wesentliches.
  2. Das Verbot neue, moderne Kernkraftwerke zu bauen, ist falsch, es ist kurzsichtig und sollte dringend aufgehoben werden. Hier ist die Politik gefordert.
  3. Die Produktion von Strom mit Wasserkraft und Kernenergie ist perfekte Klimapolitik. Die Schweiz produziert gegenwärtig ca. 95 % ihres Stromverbrauches ohne Emission von CO2; welches andere Land der Welt tut das? Vermutlich keines.
  4. Die Elektrizitätswirtschaft muss an ihre nationale Aufgabe glauben, sie muss sich ihr stellen, sie muss sich entschliessen, den Bau neuer Wasser- und Kernkraftwerke rechtzeitig vorzubereiten und zu planen. Beim Ausbau der Wasserkraft muss auf den Heimat- und Landschaftsschutz Rücksicht genommen werden.
  5. Bis zu einem deutlichen Abfall der einheimischen Stromerzeugung wegen der Abschaltung älterer Kernkraftwerke bleiben uns 10 bis 20 Jahre Zeit, zu planen und zu bauen, diese Zeitspanne muss aktiv genutzt werden, sie darf nicht ungenutzt verstreichen. Die Attitude „das geht dann schon irgendwie, wir können noch zuwarten“, ist falsch, sie bedeutet das Versäumen einer Pflicht. Die Elektrizitätswirtschaft muss weitsichtig, langfristig vorwärts arbeiten. Das Ziel muss die Erhaltung der Versorgungssicherheit im Sektor Strom sein.
  6. Die Schweiz steht im Sektor Wirtschaft (zusammen mit einigen anderen Ländern) an der Weltspitze, dieser Platz ist ohne reichliche Stromversorgung nicht zu halten. Wenn wir schlafen, rücken andere nach; unser Wohlstand wird schwinden.
  7. Die Gesellschaft muss die jungen Generationen überzeugen, um deren Zukunft geht es. Wir Älteren müssen rufen und mahnen!

Heinz Albers

Dr.sc.nat. dipl. Physiker ETHZ

Leserbrief zu NZZ, 16.5.2018 „Strom auf Knopfdruck aus Volketswil“

Irrwege in der Strompolitik

Die NZZ und der Tages-Anzeiger vom 16.5.2018 sowie zahlreiche andere Medien haben über die Inbetriebnahme der „grössten Batterie der Schweiz“ durch die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) mit einer Speicherfähigkeit von 7,5 Megawattstunden (MWh) Strom berichtet. Diese Grossbatterie wird als „wichtiges Stück Energiezukunft“, also eine Art Meilenstein der sogenannten Energiewende bewertet.

Um sich eine Vorstellung über die sehr begrenzte Speicherfähigkeit dieser Batterie mit einem Gewicht von 150 Tonnen und Kosten von 6 Millionen Franken zu machen, genügt eine einfache Rechnung. Das Resultat: Weniger als 22 Sekunden Stromproduktion des AKW Leibstadt (1275 MW Leistung) können in dieser Batterie gespeichert werden. Um den Strom einer Produktionsstunde im AKW Leibstadt zu speichern, müsste man solche Batterien für fast eine Milliarde Franken beschaffen. Und für die Speicherung einer Tagesproduktion betrüge die Investition bereits gegen 24 Milliarden. Ist diese „Energiewende“ eine unsinnige Methode oder bereits methodischer Unsinn?

Die EKZ erwähnen zu Recht, dass der Strom aus dieser Grossbatterie als Regelenergie diene, also zum schnellen Ausgleich von schwankenden Netzspannungen. Warum aber sind solche Massnahmen zunehmend nötig? Der Grund liegt in der laufend abnehmenden Netzstabilität in unseren Stromnetzen. Die Netzstabilität wird durch die zunehmende Einspeisung von Solar- und Windstrom beeinträchtigt, der als unregelmässiger „Flatterstrom“ anfällt. Hier zeigt sich klar, dass eine Energiewende, welche Bandenergie aus AKW durch solchen „Flatterstrom“ ersetzen will, ein Irrweg ist. Der infolge des Fukushima-Hypes eingeschlagene Irrweg in der Schweizer Strompolitik führt zu einer Schwächung unserer Versorgungssicherheit.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz hat schon vor drei Jahren überzeugend festgestellt, dass Strommangel die grösste Gefahr für die Bevölkerung unseres Landes darstellt. Wieso wird von der politischen Führung nicht entsprechend gehandelt? Diese unverantwortliche Strompolitik mündet zudem in eine unglaubliche Rohstoff- und Geldverschwendung wie das Beispiel der neuen Grossbatterie eindrücklich demonstriert. Wer glaubt eigentlich noch, dass eine solche Strompolitik umweltfreundlich ist?

Konrad Studerus, alt Kantonsrat CVP/ZG
Kreuzrain 2 6313 Edlibach/ZG
076 381 27 20
041 755 27 20